„… Sie lag in dem Kasten neben den Säcken und konnte nur nach oben
sehen. Da der Nubier ihr auch noch die Füße gefesselt hatte, konnte sie
sich kaum bewegen. Nur die Köpfe der beiden Nubier konnte sie so
erblicken und der Anführer war sicher auch irgendwo. Nach einer Weile
versuchte Sarosa sich in dem holpernden Ding aufzusetzen, da die Schläge
ihrem Rücken wehtaten. Aber das war mit den ebenfalls gefesselten
Händen schwieriger als gedacht. Endlich erwischte sie den Rand des
Gefährtes und zog sich daran hoch. „Bleib im Wagen“, rief der Anführer,
der unmittelbar hinter ihr ging. Es waren wirklich nur er und die beiden
Nubier noch bei ihr. „Wagen“ hatte der Mann gesagt. Sie drehte sich
nach vorn, wo die beiden grauen Tiere den Wagen zogen. Dann drehte sie
sich wieder zurück und fing dabei einen finsteren Blick des Nubiers ein,
der an ihrer Seite lief.
Der Anführer kam nach vorn, war nun dicht neben ihr und sie fragte
ihn „Wo sind die anderen Männer hin?“ „Ich habe ihnen ihren Lohn
gegeben. Ich brauche sie jetzt nicht mehr“, sagte der Mann und Sarosa
erinnerte sich an die Beutel mit den gelben Steinen. Der Mann trug
ebenfalls so einen Beutel an seinem Gürtel und sie zeigte darauf. Er sah
die Geste und nickte. Dann öffnete er den Beutel, griff hinein, nahm
einen der Steine heraus und gab ihn ihr. Sarosa sah ihn sich jetzt
genauer an. Er war flach, rund und glänzte in der Sonne. Auf beiden
Seiten war etwas darauf abgebildet.
Eine Seite zierte ein Gesicht und auf der anderen befand sich eine
Reihe von Symbolen. Unschlüssig drehte sie das kleine, glänzende Stück
in den Fingern der gefesselten Hände. Durch die Erschütterungen des
Wagens musste sie es gut festhalten, damit es ihr nicht aus der Hand
fiel. Dann strich sie mit den Fingerspitzen über das abgebildete
Gesicht. „Was ist das?“, fragte sie und gab das offensichtlich sehr
wertvolle Schmuckstück zurück. „Das ist eine Münze. Diese ist eine Kuh
wert“, sagte der Mann, als er die Münze sorgsam wieder verwahrte. „Eine
Kuh? Aber wie?“, fragte Sarosa und schüttelte den Kopf.
„Ich kann sie jederzeit in eine Kuh tauschen“, sagte der Mann. So
richtig verstand sie das nicht und fragte deshalb weiter „Wie und wo?“
Nun erkannte der Mann offensichtlich, dass er es ihr genauer erklären
musste. „Wenn du ein Schwein haben möchtest. Was machst du dann?“,
fragte er und Sarosa überlegte „Ich nehme ein paar Hühner und gehe zu
meinem Nachbarn. Dort frage ich, ob er ein Ferkel gegen meine Hühner
tauschen möchte.“ „Und wenn der nicht tauschen will?“ „Dann gehe ich zum
nächsten. Einer wird schon tauschen. Dann ziehe ich das Ferkel groß und
habe ein Schwein“, sagte sie triumphierend.
„Du brauchst also immer einen, der tauschen will und genau das hat,
was du willst. Dann muss er auch noch wollen, was du hast“, sagte der
Mann und sie nickte. „Manchmal machen wir das über drei Ecken. Der eine
hat ein Kälbchen und will Hühner. Ein anderer hat zwei Ferkel und will
ein Kälbchen“, sagte Sarosa. „Und wenn du Hühner hast und Ferkel
möchtest, so tauscht ihr untereinander?“, fragte er und sie nickte
lächelnd. „Das mag in eurer Siedlung gegangen sein. Bei uns würde das
sicher nicht gehen“, sagte er und sah auf den Beutel.
„Erkläre es mir bitte genauer“, bat sie ihn und er begann „Wir
haben verschieden große Münzen und wir können alles gegen sie tauschen.
Für die Steine“, dabei zeigte er auf die neben Sarosa liegenden Säcke,
„Erhalte ich viele Münzen und wenn ich eine Kuh brauche, so tausche ich
ein paar davon ein.“ „Aha. Und wenn der, der von dir die Münzen erhalten
hat, ein Schwein braucht, dann tauscht er das gegen die Münzen?“,
fragte sie und er nickte „Ja. So ist es.“ Nun hatte sie es verstanden,
nahm sie an, aber so richtig klar war es ihr trotzdem noch nicht.
Schließlich drehte sich Sarosa mühsam um, weil sie lieber sehen
wollte, wo sie hingefahren werden würde. Dabei sah sie einen der Nubier
an. Der Anführer trat an ihre Seite und der schwarze Mann ging nach
vorn, zu einem der Tiere. „Und ihnen gibst du später ihren Lohn?“,
fragte sie und zeigte auf die beiden anderen Männer. „Nein. Die gehören
mir. Es sind meine Sklaven“, sagte der Mann und Sarosa sah ihn
erschrocken an „Wie kann dir ein Mensch gehören?“, fragte sie und vergaß
dabei, dass sie ja selbst den Männern gehörte. „Es sind Sklaven. Das
ist einfach so“, sagte er. Anscheinend hatte er sich selbst noch keine
Gedanken darüber gemacht. …“
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