Meine neue historische Erzählung „Im Schatten des Feuerberges“ ist vor einigen Tagen erschienen.
Diesmal geht es an die Hänge des Vesuvs im Herbst des Jahres 79.
Wir erleben den Ausbruch des Vulkans und den Untergang von Pompeji. In
dieser Geschichte schauen wir auf das Leben der Menschen rund um diesen
Berg.
„… Die Frau kniete in dem Haus vor dem Feuer und schürte die Glut.
Seit mehr als einem Jahr war sie nun schon Sklavin. Tiberia musste noch
das Essen für ihren Herrn machen. Der Kessel hing schon über der
Feuerstelle und dampfte vor sich hin. Sie stand auf und schaute sich in
dem Raum um. Das Haus hatte nur diesen einen Raum. Er war Essbereich,
Wohnbereich und Schlafbereich in einem. Aber das war sie auch von der
Hütte ihrer Eltern gewohnt. Oftmals wohnten bis zu zwanzig Personen in
einer Hütte, hier waren sie nur zu zweit. Sie sah das Bett am anderen
Ende der Hütte und dachte daran, wie Tiberius sie am ersten Abend an den
Haaren dorthin gezogen, ihr die Sachen zerrissen und sich dann an ihr
vergangen hatte. Bei der Erinnerung griff sie an das Medaillon an ihrem
Hals, was sie zu seinem Eigentum gemacht hatte. Er konnte alles mit ihr
machen, selbst sie verkaufen oder töten, ohne das dem Mann etwas
passieren würde. Das hatte er ihr zuerst beigebracht!
Erneut ging ihr Blick umher. Hier drin war sie nun gefangen. Auf
zehn mal zehn Schritten Platz. Doch sogar die leicht zu öffnende Tür
hielt sie zurück. Nicht das Schloss war es, welches sie gefangen hielt,
sondern die Angst und diese verdammte Kette um ihren Hals. Ohne die
Zustimmung von Tiberius durfte sie das Haus nicht verlassen, er würde es
erfahren und sie bestrafen, und wenn sie das Kastell verlassen wollte,
so würden die Wachen sie sofort töten. Die Halskette, die nur mit Gewalt
zu öffnen war, würde sie sofort als entlaufene Sklavin verraten und
darauf stand der Tod als Strafe. Eigentlich gefiel ihr dieses Haus. Es
war sauber und es lebten keine Tiere hier drin. Von ein paar Mäusen mal
abgesehen.
Sie drehte sich zurück zum Feuer und rührte die Suppe um. Lange
konnte es nicht mehr dauern, bis ihr Herr nach Hause kommen würde.
Gedankenverloren strich sie sich die knielange blaue Tunika glatt, die
von einem Gürtel um die Taille zusammen gehalten wurde. Wieder ging ihre
Hand zu der Kette. Ihre Finger drehten den Anhänger. Er sah wie ein
Schmuckstück aus und doch war es eher eine Besitzurkunde. Tiberius hatte
seinen Namen auf ihren Körper geschrieben, genau so, wie er es mit dem
Weinkrug in der Ecke gemacht hatte, den sie nun holen ging, um ihn mit
Wein zu befüllen. Ihr Magen begann zu knurren, aber sie durfte erst nach
Tiberius essen.
Wieder dachte sie an die ersten Tage hier zurück. Damals war
Tiberius brutal und rücksichtslos gewesen. Das hatte sich zum Glück
etwas geändert. Nun war er mitunter sogar zärtlich und strich ihr über
das Haar. Immer weiter dachte sie an damals. Da hatte sie noch niemanden
verstanden und alles war ihr fremd gewesen. Tiberius hatte sie in einem
Raum geführt, in dem eine Sklavin auf einem Tisch festgebunden war. Ein
Medicus führte eine blutige Beschneidung an den Genitalien der Frau
durch und vernähte die Frau danach. Tiberia hatte mit Angst auf die vor
Schmerzen schreiende Frau geschaut und die ganze Zeit geglaubt gehabt,
sie sei die nächste, die dort auf dem Tisch landen würde. Doch es war
nur eine Warnung von Tiberius gewesen, was ihr passieren konnte, wenn
sie sich ihm verweigerte.
Erst später hatte sie erfahren, dass die Römer so verhindern
wollten, dass ihre Sklavinnen schwanger werden. Doch es war eine
ziemlich brutale Behandlung. Männliche Sklaven wurden manchmal sogar
kastriert. Ob das alles mehr der Demütigung oder Einschüchterung der
Sklaven dienen sollte, das konnte sie nicht sagen. Bei ihr jedenfalls
war es so gewesen. Sie hatte schnell erkannt, dass sie hier nichts mehr
zu erwarten hatte und nur bei totaler Unterwerfung ihr ein relativ
schmerzfreies Leben beschieden war.
Die Tür öffnete sich und Tiberius trat in den Raum. Die Frau fuhr
herum und verbeugte sich schnell vor ihm. Der Mann legte seinen Umhang
ab, hängte ihn an einen Haken neben der Tür und setzte sich ohne ein
Wort an den Tisch. Tiberia brachte ihm Wein, Brot und eine Schüssel
Suppe. Danach wartete sie hinter ihm auf seine weiteren Wünsche. Nachdem
der Mann satt war, trank er Wein am Tisch und schaute zu, wie Tiberia
auf sein Zeichen schnell ihr Brot und die Suppe verschlang.
Später zeigte er einfach auf das Bett. Tiberia löste ihren Gürtel
und zog sich die Tunika über den Kopf. So stand sie nackt vor dem Bett.
Nicht ein Wort war bisher gewechselt worden und es blieb auch dabei.
Bevor Tiberius einschlief, streichelte er ihr Haar und gab ihr sogar
einen Kuss. Sie lag neben ihm und hörte seinem Schnarchen zu. Ein
bisschen fühlte sie sich jetzt sogar als Frau. Geliebt und nicht so sehr
als Sklavin und Dienerin. Fast liebevoll zog sie die Decke über seinen
Körper, stieg aus dem Bett, nahm ihre Tunika und legte sich auf die
Decke, die ihr Schlafplatz am Feuer war. Von dort schaute sie noch
einmal zu ihm hinauf und dachte daran, dass er sich vielleicht auch
durch sie so verändert hatte.
Am nächsten Morgen weckte die Sonne Tiberia. Schnell zog sie sich
an und schürte wieder das Feuer. Mit einem Grunzen erwachte Tiberius und
setzte sich in seinem Bett auf. Er sah zu ihr hinüber und ein Lächeln
schien über sein Gesicht zu fliegen. Zumindest sah es für einen Moment
für die Frau so aus. Wieder verbeugte sie sich vor ihm und stellte Brot
und Wurst für ihn auf den Tisch. Nach dem Essen nahm Tiberius seine
Sklavin mit in die Therme. Dort war sie gern, denn sie konnte sich dort
mit anderen Frauen unterhalten und kam mal wieder aus dem Haus. Sonst
war sie ja praktisch den ganzen Tag alleine. …“
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